Klimakrise in Afghanistan: Herausforderungen, Auswirkungen und Lösungsansätze

Gastbeitrag von Ahmad Shah Sultani*

Afghanistan steht vor einer der schwerwiegendsten Klimakrisen weltweit. Das Land ist durch politische Instabilität, wirtschaftliche Schwierigkeiten und Umweltprobleme geprägt, die die Lebensgrundlage der Bevölkerung gefährden. Dieser Blogartikel beleuchtet die aktuellen klimatischen Herausforderungen in Afghanistan, deren Ursachen und Auswirkungen sowie mögliche Lösungen für eine nachhaltige Zukunft.

Vor der Rückkehr der Taliban: Erste vorsichtige Schritte in Richtung Klimaschutz

Zwischen 2001 und 2021 wurden in Afghanistan erste Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels ergriffen, oft durch internationale Unterstützung. Zu den Ansätzen gehörten Projekte zur Wiederaufforstung, Programme zur Verbesserung der Wasserversorgung und Initiativen für erneuerbare Energien.
Doch die begrenzte politische Stabilität, schwache Regierungsführung und anhaltende Konflikte verhinderten einen umfassenden Erfolg.

Die Klimakrise seit 2021: Eine verschärfte Situation

Die Rückkehr der Taliban hat die bereits bestehenden Herausforderungen im Klimaschutz erheblich verschärft. Politische Instabilität, wirtschaftlicher Zusammenbruch und internationale Isolation beeinträchtigen die Fähigkeit des Landes, Klimamaßnahmen umzusetzen. Die Folgen des Klimawandels in Afghanistan sind verheerend. Dürren und Bodendegradation haben zugenommen und die landwirtschaftliche Produktion stark beeinträchtigt. Millionen Menschen stehen vor Hunger, Armut und gesundheitlichen Risiken, da die klimatischen Auswirkungen ihre bereits prekäre Lebensgrundlage zerstören.

Verfolgung von Klima-Aktivist:innen

Klima- und Menschenrechtsaktivist:innen sehen sich seit der Machtübernahme durch die Taliban mit zunehmender Verfolgung und Repression konfrontiert. Viele Aktivist:innen, die weiterhin in Afghanistan leben, stehen unter enormem Druck und müssen ständige Bedrohungen durch Gewalt, willkürliche Verhaftungen oder sogar Hinrichtungen fürchten. Besonders Frauen und Jugendliche, die sich für Klimagerechtigkeit einsetzen, sind in einem feindlichen Umfeld tätig, das durch politische Unterdrückung, Einschränkungen der Pressefreiheit und das Fehlen einer unabhängigen Zivilgesellschaft geprägt ist. Diese Kombination aus politischer Repression und ökologischen Herausforderungen erschwert ihre Arbeit erheblich und macht Afghanistan zu einem gefährlichen Ort für Klimaaktivist:innen.

Die Auswirkungen der Klimakrise: Gegenwart und Zukunft

Afghanistan ist besonders anfällig für die Folgen des Klimawandels:

  1. Ernährungssicherheit: Steigende Temperaturen und häufigere Dürren gefährden die landwirtschaftliche Produktion, von der die Mehrheit der Bevölkerung abhängig ist.
  2. Wirtschaft: Klimatische Extremereignisse wie Überschwemmungen und Erdrutsche beeinträchtigen die Infrastruktur und die wirtschaftliche Stabilität.
  3. Gesundheit: Die Umweltverschmutzung und der Mangel an sauberem Wasser führen zu Krankheiten und gesundheitlichen Problemen.

Zukünftig drohen verschärfte Probleme, insbesondere in ländlichen Gebieten. Ohne nachhaltige Klimaanpassungsmaßnahmen wird sich die Situation für viele Menschen in Afghanistan weiter verschlechtern.

Klimaschutz in Afghanistan: Was getan werden muss

Eine nachhaltige Lösung der Klimakrise in Afghanistan erfordert eine Kombination aus lokalen, nationalen und internationalen Bemühungen:

  • Nachhaltige Landwirtschaft: Einführung von widerstandsfähigen Anbaumethoden und effizienten Bewässerungssystemen.
  • Wassermanagement: Aufbau von Wasserspeichern und effiziente Nutzung der Ressourcen.
  • Internationale Unterstützung: Internationale Organisationen und Vereinigungen sollten Afghanistan mit lokalen Initiativen unterstützen und Projekte technisch oder finanziell fördern, die vor Ort durchgeführt werden. Dabei muss sichergestellt werden, dass das Taliban-Regime nicht finanziell profitiert!
  • Umweltbildung: Sensibilisierung der Bevölkerung für die Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels durch Seminare und Kampagnen.

 Lokale Initiativen müssen unabhängig sein, sodass Taliban dadurch weder finanziert, unterstützt noch schleichend legitimiert werden.

Ein Blick in die Zukunft Afghanistans

Trotz der immensen Herausforderungen bleibt die Hoffnung auf eine bessere Zukunft bestehen. Mit einem starken Fokus auf lokalem Engagement und innovativen Ansätzen könnte Afghanistan den Weg in Richtung Nachhaltigkeit einschlagen.
Die Lösung der Klimakrise wird nicht nur die Umwelt schützen, sondern auch die Lebensqualität der Bevölkerung in Afghanistan verbessern.

Jetzt ist die Zeit zu handeln – für Afghanistan und für unseren Planeten.

Über den Autor:

Ahmad Shah Sultani ist Aktivist, Künstler, Gründer und Teamleiter der Green Development Goals (GDGs), einer Initiative, die sich für Menschenrechte und Umweltschutz einsetzt. Im Rahmen des Stipendiats der Elisabeth Seibert Stiftung hospitierte er 2 Monate bei VAFO. Darüber hinaus bin ist Ahmad Shah Sultani ein aktives Mitglied und Organisator von Fridays for Future Afghanistan und des Oxygen-Teams in Kabul, Afghanistan.

Über GDG:

Green Development Goals (GDG) fordern den Zugang zu Bildung für jedes Mädchen in Afghanistan, ein Verbot von Kinderehen und Zwangsehen, ein Verbot von Kinderarbeit, das Verbot physischer und emotionaler Gewalt in afghanischen Schulen, ein Ende der Belästigung auf der Straße und den Schutz der Umwelt. Die Seminare, Workshops, Proteste und Kampagnen der Green Development Goals (GDGs) erhöhen das öffentliche Bewusstsein für die Ursachen, Auswirkungen und Lösungen von Umweltverschmutzung in Afghanistan. Mit einer starken Hoffnung auf Veränderung möchte die Initiative dazu beitragen, die schlimmsten Klimakatastrophen abzuwenden und eine bessere Zukunft für Afghanistan aufzubauen.

*Positionen und Meinungen, die von den Organisationen oder Autor:innen geteilt werden spiegeln nicht automatisch die Meinung des Verbands wider. 

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